Europe segeln auf ganz großer Bühne stand an – die WM in Hanko, Finnland!
Wie in den letzten Jahren auch schon, begann das Europe-Event mit der Open Week, der einzigen Regatta, die die Möglichkeit zur Direktqualifikation zur WM bietet. Mein Papa Dirk (GER 1039) und ich hatten die Quali sicher und so nutzten wir die Zeit, um die fremde Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden. Es gab viel zu entdecken: Wald, Bäume und wieder Wald.

GER 1039 Ausfahrt WM 2024

Bild: privat

Hanko feiert in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag. Es ist ein hübsches kleines Urlauberstädtchen mit etwa 30 km Strandlänge. Wahrzeichen ist ein roter Wasserturm, von dessen Aussichtsplattform die Umgebung in Richtung Festland und Ostsee gut zu betrachten ist.
Am Sonntag (28.07.), dem ersten Tag der Vermessung, stand auch der Nations Cup auf dem Programm. Dabei segeln immer vier Teilnehmende aus jedem Land gegen ein anderes Land. Bei der Regatta haben wir die deutsche Mannschaft von Land aus angefeuert. Sie haben einen 4. Platz für Deutschland ersegelt.
Durch die gute Organisation konnten wir bereits auch an diesem Tag unsere Boote kontrollvermessen lassen. Dafür wurde ein Parcours aufgebaut, durch den die Boote geschoben wurden. Bei jeder Station wurde dann ein Teil des Bootes vermessen. Alles lief bei mir gut, bis zur letzten Station, den Segeln. Das erste Segel wurde ohne Probleme akzeptiert. Das zweite Segel passte auch in alle Vermessungsgrößen – jedoch stimmte die Materialnummer nicht mit den Unterlagen überein. Da ist uns im Eifer der Vorbereitung wohl ein kleiner Fehler unterlaufen, sodass ich letztendlich nur ein Segel zur Verfügung hatte. Bei Dirk lief alles glatt – Vorbereitung ist eben alles…
Am Abend des zweiten Vermessungstags fand der traditionelle Marsch durch die Gastgeberstadt mit allen Teilnehmenden sowie die Eröffnung der Regatta statt. Paul Depoorter, der Präsident der Europe Class, welcher aus Spanien kommt, hat einen Großteil seiner Eröffnungsrede in Finnisch gehalten, wofür er tosenden Applaus bekam.
Nun ging es am Dienstag (30.07.) endlich los. Täglich gab es 9:00 Uhr eine Steuerleutebesprechung und danach noch ein Briefing aller deutschen Teilnehmenden. Jeden Tag waren 2 Wettfahrten geplant. Wir legten ab und hangelten uns durch die kleinen Inseln vor der Küste. Wir erhielten den Tipp, den Booten vor uns zu folgen. Bei der Open Week sind bereits einige Boote auf Untiefen aufgelaufen und mussten repariert werden. Wenn man durch die Inseln durch war, was ca. 20 Minuten dauerte, musste man nur noch durch eine Fahrrinne und dann war man nach einer guten Stunde bereits im Regattagebiet. Wir konnten bei angenehmen 3-4 Bft. unsere zwei Wettfahrten segeln. Das Niveau bei der WM ist sehr hoch und die Verhältnisse sind für uns ungewohnt. Hohe Wellen, die nicht aus der Windrichtung kommen, kannte ich vorher noch nicht. Nach den Wettfahrten sind wir wieder in den Hafen gekreuzt, was ca. 1,5 Stunden gedauert hat. Geschafft fuhren wir nach der Nachbesprechung mit dem Fahrrad auf den Campingplatz.

GER 1352 Ausfahrt WM 2024

Bild: privat

Tag zwei startete ähnlich zum ersten Tag. Wieder Steuerleutebesprechung und Briefing der deutschen Teilnehmenden – ein täglich wiederkehrendes Ritual. Beim Rausfahren gab es heute die Besonderheit, dass eine Fähre unseren Weg quert. Als ich diese auslaufen sah, dachte ich, dass ich es nicht mehr durch die Fahrrinne schaffe. Letztendlich war die Fähre lange durch, als ich erst an der Fahrrinne ankam. Nachdem am ersten Tag die Frauen als erstes starteten und auf dem Outerloop segelten, waren wir heute auf diesem Kurs unterwegs. Die Frauen sind dafür auf dem Innerloop gefahren. Wind war ähnlich zum ersten Tag und kam wieder aus der gleichen Windrichtung. Langsam gewöhnten wir uns an die Welle. An Land zog ein angekündigtes Gewitter vorbei, von dem wir bereits die Blitze sehen konnten. Daher waren wir doch recht froh, als wir nach zwei Wettfahrten den Hafen erreicht hatten. Täglich gab es an Land nach den Wettfahrten ein warmes Essen für alle Teilnehmenden. Die Mahlzeit war nach der Zeit auf dem Wasser dringend notwendig.
Am dritten Tag waren über 25 Knoten angesagt. Da eventuell an den Folgetagen weniger Wind angekündigt war, sollten an diesem Tag drei Wettfahrten gesegelt werden. Dirk hat bei der Prognose und einer anbahnenden Erkältung sich für einen Landtag entschieden. Ich bin rausgefahren. Bereits beim Raussegeln zog eine Front mit Platzregen und Wind über uns. Die Schaumkämme wurden vom Regen erdrückt und das Wasser war schwarz. Glücklicherweise verzog sich der Regen bis zum Start wieder. Nach der ersten Tageswettfahrt wurde bereits angekündigt, dass doch nur zwei Wettfahrten an diesem Tag stattfinden werden. Außerdem frischte der Wind noch einmal deutlich auf. Auf den Vorwinden wurde vorne im Feld gepumpt, was der Körper hergibt, ich habe hinten ums nicht kentern gekämpft. Bei dem Wind war es primär eine Kraftfrage, ob man die Wettfahrten mit Hängen und Pumpen lange durchhält. Unsere Betreuer haben uns in den Hafen geschleppt. Auch das hat fast eine Stunde gedauert, aber in der Zeit musste man endlich nicht hängen. Am Abend fand dann das Sailors Dinner statt, bei dem unter anderem eine Ministerin aus Finnland eine Rede gehalten hat. Vor mehreren Jahren ist sie selbst in der Europe Class aktiv gewesen und kennt sogar noch einige aus der Europe Community.
Am Freitag, dem vorletzten Tag der WM standen wieder drei Läufe an. Dirk war wieder mit am Start, der Wind war für unsere Verhältnisse wieder segelbar. Bereits seit Tag 2 wird eine Startpistole genutzt, die in der Nähe des Startschiffs zu einem Gehörschaden führen könnte. Für den nächsten Tag war kein bis schwacher Wind aus allen Richtungen vorhergesagt, sodass heute drei Wettfahrten gesegelt werden sollten. Überraschend war, dass alle Starts bei den Herren ohne Frühstart abliefen. Vermutlich war allen bewusst, dass ein langer Tag ansteht.
Am letzten Tag war nur noch eine Wettfahrt zu segeln. Je nach Prognose lag der Wind zwischen 0 und 6 Knoten, sodass wir, nachdem AP an Land gezogen wurde, bereits die Boote säuberten. Dann ging es doch raus, natürlich aufgrund der Flaute im Schlepp. Auch im Wettfahrtgebiet ließ ich das Segel noch unten, versteckte mich im Schatten und döste. Nach knapp 2 Stunden wurde ich vom Betreuer geweckt, da sich langsam etwas Wind aufbaute. Dann hat es noch fast eine weitere Stunde gedauert, bis bei segelbarem, aber wenig Wind gestartet wurde. Unser erster Startversuch schlug fehl, sodass wir auf den zweiten warten mussten. Letztendlich fiel unser Startschuss um 14:45 Uhr und damit 15 min vor dem letztmöglichen Ankündigungssignal.

Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, die uns sehr viel Spaß machte und reichlich neue Erfahrungen brachte. Dirk ist auf dem 53. Platz und ich auf dem 52. Platz gelandet. Die Dänen haben die WM dominiert. Zumzwölften Mal in Folge heißt die Gewinnerin der Frauen Anna Livbjerg und bei den Herren siegte Andreas Svenson zum zweiten Mal in Folge.

Fabian (Europe GER 1352)